Stiftung „Lebendige Stadt”

Seit dem Jahr 2000 engagiert sich die Stiftung „Lebendige Stadt” unter ihrem Kuratoriumsvorsitzenden Alexander Otto erfolgreich für die Zukunft unserer Städte. Die urbane Vielfalt aus Arbeit, Kultur und Wohnen gilt es zu erhalten und mit zu gestalten. Themenschwerpunkte bilden die Bereiche Licht, Grün und Gestaltung öffentlicher Räume.

05.12.2006

Verleihung des Stiftungspreises 2006 der „Lebendigen Stadt“ im Bremer Rathaus

Die gemeinnützige Stiftung „Lebendige Stadt“ hat den Georg-Freundorfer-Platz in München als besten Spiel- und Freizeitplatz ausgezeichnet. Der mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Stiftungspreis ist am Dienstag, 5. Dezember 2006, im Bremer Rathaus im Beisein des Bürgermeisters der Freien Hansestadt, Jens Böhrnsen, an die Wettbewerbssieger übergeben worden. Die Fachjury unter Vorsitz des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven wählte den Gewinner aus insgesamt 284 eingereichten Bewerbungen aus. Sieben weitere Spiel- und Freizeitplätze erhielten Anerkennungen: die Waldschule Tempelsee in Offenbach, das Projekt „H2O“ aus Hannover, der alte Flugplatz in Frankfurt am Main, die „Dreirosenanlage“ in Basel, ein Naturspiel platzprojekt in Freiberg, die „Sinnes- und Erlebnisräume“ in Würzburg sowie der Kinderbauernhof „Pinke-Panke“ in Berlin.


Preiswürdig waren Spiel- und Freizeitplätze, die besonders kreative und innovative Lösungen bieten – bei der Gestaltung ebenso wie bei der Betriebsform. Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Lebendige Stadt“: „Ein zentraler Aspekt war dabei die Finanzierbarkeit für Kommunen, denn die Projekte sollen nicht nur außergewöhnlich sein, sondern als Best-practice-Beispiele auch zur Nachahmung anregen.“


Die Jury nahm zudem die Anregung von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen auf, auch Kinder und Jugendliche bei ihren Beratungen hinzuzuziehen. Vier geladene Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren und ihr Betreuer beschäftigten sich mit den Arbeiten.


Georg-Freundorfer-Platz in München


Einstimmig entschied die Jury, den Stiftungspreis 2006 an den Georg-Freundorfer-Platz im Münchener Westend zu vergeben. Nach Ansicht der Jury zeichnet sich der Platz durch eine großzügige und unver krampfte Gestaltung aus, die diesen Freiraum zur Mitte des gesamten Stadtareals werden lasse. Das Projekt ersetzt eine ehemalige Straßenbahnschleife durch großzügige Rasen-, Spiel- und Sandflächen. Sitzmauern geben dem von dem Berliner Büro Levin Monsigny Landschaftsarchitekten entworfenen Konzept einen Rahmen. Der Platz bietet allen Generationen einen angenehmen Ort zum Verweilen. Es gibt Sitzgelegenheiten zum Lesen und Ausruhen, Sommerstockbahnen und Schachfelder sowie einen außergewöhnlichen Abenteuer-Klettergarten. Nach Ansicht der Jury wird am Georg-Freundorfer-Platz wahr, was man sich vielerorts wünsche: „Einen authentischen Spiel- und Freizeitplatz, der nicht aufdrängend und einschränkend ist, der das Spielen und Verweilen ermöglicht und begünstigt – und das auf unaufdringliche Weise.“


Waldschule Tempelsee in Offenbach


Eine Anerkennung erhielt die Waldschule Tempelsee in Offenbach. Der ehemals versiegelte Schulhof dient nach seiner Umgestaltung als naturnahe Spiel- und Bewegungslandschaft. Das Motto des Projekts heißt „Spielend lernen in der Natur – Bewegungsräume schaffen“. In der Bauphase packten mehr als 100 Helfer aus der Elternschaft, dem Kollegium und den Kirchengemeinden mit an. Der Schulhof ist allen Kindern und Jugendlichen des Stadtteils zugänglich. Als besonders erwähnenswert sah die Jury das ehrenamtliche Pflege- und Betreuungskonzept an, bei dem auch Kinder Verantwortung übernehmen.


Projekt „H2O“ in Hannover


Ebenfalls mit einer Anerkennung zeichnete die Jury das Projekt „H2O“ in Hannover aus. Das Konzept ist auf die spezifische Situation einer „Stadt am Wasser“ abgestellt. Es bietet Musterlösungen, wie mit eher gesichtslosen Flächen in einer Stadt umgegangen werden kann. Lobend erwähnte die Jury, dass das Projekt sehr überzeugende Bilder-, Material- und Konstruktionsbeispiele liefere, wie mit innerstädtischen Brachen umgegangen werden könne.


Alter Flugplatz in Frankfurt/Main


Auch der Alte Flugplatz im nördlichen Grüngürtel der Stadt Frankfurt am Main/Niddaaue wurde mit einer Anerkennung prämiert. Hier gefiel der Jury vor allem die gelungene Umnutzung ehemaliger Militärflächen zu einem Ort mit hoher Freiraumqualität und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für alle Altersklassen. Skaten, Radfahren und Spielen sind auch auf dem noch erhaltenen Teil der Landebahn möglich. Die Umgestaltung durch das Büro „GTL Gnüchtel – Triebswetter Landschaftsarchitekten“ aus Kassel zeigt nach Einschätzung der Jury, dass es möglich sei, unter Verwendung und Verarbeitung von Abraum einen modernen Freiraum zu schaffen, der die Belange von Freizeitnutzung und Naturschutz im engen Siedlungsraum einer Großstadt berücksichtigt.


„Dreirosenanlage“ in Basel


Eine weitere Anerkennung ging nach Basel. Die Jury überzeugte der Spiel- und Freizeitplatz „Dreirosenanlage“ durch seine sehr gute Anbindung zum Rhein. Der Platz vermittle mit seiner Gestaltung eine ruhige und gleichzeitig selbstbewusste Urbanität. Das Angebot sei vielfältig, bleibe aber immer auf der Baseler Linie, die Stadt modern zu gestalten und dabei lebenswert zu erhalten.


Naturspielplatzprojekt in Freiberg


Das Naturspielplatzprojekt am Saubachweg in Freiberg befand die Jury ebenfalls als beispielhaft, weil das Konzept die natürlichen Gege benheiten des Spielraumpotenzials vollständig erhalte und auf das Aufstellen vorgefertigter Spielgeräte verzichte. Dem Motto „weniger ist mehr“ werde nicht nur durch die geringen Möblierungselemente entsprochen, heißt es in der Begründung. Es werde auch das vorhandene Potenzial von „Natur in innerstädtischer Lage“ wohltuend erhalten und behutsam ergänzt.


Sinnes- und Erlebnisräume in Würzburg


Mit einer Anerkennung wurde auch das sonderpädagogische Ganztagesangebot Sinnes- und Erlebnisräume in Würzburg ausgezeichnet. Als vorbildlich sah die Jury den besonderen konzeptionellen Ansatz der Integration behinderter – insbesondere sehbehinderter und nicht sehbehinderter Kinder an. Der Spielplatz sei so ausgestattet, dass er die Sinne der behinderten Kinder anspreche und trainiere. Zudem sah die Jury die konsequente Kooperation mit dem Behinderteninstitut Würzburg als vorbildlich an.


Kinderbauernhof „Pinke-Panke“ in Berlin


Eine besondere Anerkennung erhielt der Kinderbauernhof „Pinke-Panke“ in Berlin, der bei den geladenen Kindern große Beachtung fand. Der Kinderbauernhof besteht seit Mai 1991 und befindet sich auf dem ehemaligen Mauerstreifen an der Schnittstelle zwischen Ost und West. Das Grundangebot teilt sich in zwei Bereiche: die Betreuung und Arbeit mit Tieren sowie den Hüttenbereich, in dem sich die Kinder mit einfachen Materialien eigene Hütten bauen können. Zudem gibt es regelmäßige Angebote wie die Arbeit in der Holz- und Fahrradwerkstatt.


Stiftungspreis 2007: „Sensibles Parken in der Stadt“


Das Thema des nächsten Stiftungspreis-Wettbewerbs im kommenden Jahr steht bereits fest. Es lautet: „Sensibles Parken in der Stadt“. Außerdem veranstaltet die Stiftung „Lebendige Stadt“ 2007 in Berlin einen internationalen Kongress zum Thema „Bewegte Stadt“. Spektakulärer Schauplatz dieser Veranstaltung vom 19. bis 21. September 2007 ist der legendäre Flughafen Tempelhof.


In der gemeinnützigen Stiftung „Lebendige Stadt“ arbeiten seit dem Jahr 2000 Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medien zusammen, um gemeinsam die kulturelle Vielfalt der europäischen Städte zu fördern. Bisher hat die „Lebendige Stadt“ ein Fördervolumen von über 18 Millionen Euro für Stadtkultur in Europa bewegt – so etwa für die künstlerische Illumination der Hambur ger Speicherstadt, für die Effektbeleuchtung der Hochöfen im saarländischen Neunkirchen, für die künstlerische Neugestaltung des Nikolaikirchhofs in Leipzig oder für die Verschönerung des Jungfernstiegs in Hamburg.

 

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