Stiftung „Lebendige Stadt”

Seit dem Jahr 2000 engagiert sich die Stiftung „Lebendige Stadt” unter ihrem Kuratoriumsvorsitzenden Alexander Otto erfolgreich für die Zukunft unserer Städte. Die urbane Vielfalt aus Arbeit, Kultur und Wohnen gilt es zu erhalten und mit zu gestalten. Themenschwerpunkte bilden die Bereiche Licht, Grün und Gestaltung öffentlicher Räume.

09.04.2002

Symposium „Stadt der Zukunft”' in Wolfsburg Forscher, Künstler, Politiker und Wirtschaftskapitäne suchen nach Perspektiven

Zu den Themen Industriebrachen, Finanzen, Stadtentwicklung und Verkehr referierten in der beeindruckenden Kulisse des ausgebuchten 360-Grad-Kinos u.a. die Stararchitekten Christoph Ingenhoven, Claude Vasconi und Jacob van Rijs, der Hamburger Bau- und Verkehrssenator Mario Mettbach, der ADAC-Präsident Peter Meyer sowie mehrere Oberbürgermeister und Bürgermeister.


Höhepunkt war ein „Zukunftsgespräch” mit den beiden renommierten Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Gertrud Höhler und Prof. Dr. Felizitas Romeiß-Stracke. Höhler forderte dabei "trotz des Kampfes zwischen Verwalten und Gestalten Platz für produktives Chaos."


Der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Alexander Otto: "Wir haben bewusst die Autostadt als Tagungsort gewählt, weil sie mit ihrer hochwertigen Architektur geradezu ein Symbol für Zukunftsoptimismus ist." Die Autostadt zeigt nach Überzeugung Ottos auch die Bedeutung von öffentlich-privaten Partnerschaften: "Die Städte können die Herausforderungen der Zukunft nur mit Unterstützung von Bürgern und Unternehmen annehmen und meistern. Genau um diese Kooperationen anzuregen und zu forcieren, haben wir die Stiftung 'Lebendige Stadt' gegründet."


Der Geschäftsführer der Autostadt GmbH, Otto Ferdinand Wachs, freute sich, dass die Stiftung die Autostadt als Tagungsort gewählt hat: "Mit unserem innovativen städtebaulichen Konzept möchte die Autostadt ihren Beitrag zur 'Stadt der Zukunft' leisten."


Claude Vasconi erklärte in seinem mit großem Interesse verfolgten Vortrag die toskanischen Städte Lucca und Siena zu den Vorbildern einer "„Stadt der Zukunft” und Shanghai zur „Anti-Stadt”: "Man muss wissen, wo eine Stadt anfängt und wo sie wieder aufhört. Städte mit erhaltenen Befestigungsanlagen sind daher häufig viel schöner als andere. Wir müssen mit den Flächen innerhalb einer Stadt ökonomisch umgehen, um die freien Flächen außerhalb zu schützen."


Christoph Ingenhoven forderte den Mut zu strategischen Entscheidungen: "Auch unsere Vorgänger hatten mit Rückschlägen und Finanzproblemen zu kämpfen, haben aber Entscheidungen getroffen, die die Städte bis heute prägen und für die wir ihnen dankbar sind. Strategische Investitionen wie der New Yorker Central Park oder die Pariser Champs-Elysées werden heute kaum noch umgesetzt."


Aus Investorensicht erklärte der Vorstand der DEKA Immobilien, Prof. Dr. Willi Alda: "Wir müssen begreifen, dass Städte heute keine isolierte Position mehr einnehmen können. Die Infrastruktur der Zukunft wird daher darüber entscheiden, wo sich lebendige Agglomerationen entwickeln."


ADAC-Präsident Peter Meyer will in diesem Zusammenhang die Kontroverse um das Thema „Stadt ohne Auto?” beenden: "Eine Stadt der Zukunft wird keine Stadt ohne Auto sein. Die wesentlichen Attraktionen einer Stadt müssen besucht und beliefert werden können. Es geht daher um intelligente Konzepte für mehr Miteinander." Als ein Beispiel nannte Meyer die Entwicklungen im Bereich der Telematik.


Hamburgs Bau- und Verkehrssenator Mario Mettbach bestätigte dies: "Wir arbeiten bereits intensiv an Telematik-Projekten, da auch ich mir eine Stadt ohne Auto nicht vorstellen kann." Darüber hinaus werde in Hamburg jedoch auch der öffentliche Personennahverkehr, insbesondere U- und S-Bahnen, weiter ausgebaut


Der Langenfelder Bürgermeister Magnus Staehler präsentierte seinen Ansatz zur Lösung der drängenden städtischen Finanzprobleme: "Jede Planstelle die man nicht besetzt, spart bares Geld." Staehler setzt statt dessen auf Mitarbeitermotivation und Mut zu Entscheidungen. Mit Erfolg: Die Schulden der Stadt konnten in den letzten fünf Jahren halbiert werden, die Stadt hat heute eine ausgeglichene Bilanz.


Ein weiteres Thema des Symposiums war die Revitalisierung städtischer Brachflächen. Der Wolfsburger Oberbürgermeister Rolf Schnellecke bezeichnete die Bewältigung des städtischen Wandels als "riesigen Kraftakt": "Wer die Zukunft gestalten will, wer den jungen Leuten eine Perspektive bieten will, muss aber heute die Weichen stellen." In der vom Leipziger Baudezernenten Dr. Engelbert Lütke Daldrup geleiteten Podiumsdiskussion zu diesem Thema ging es u.a. um die Frage, ob die Revitalisierung von Brachflächen der Königsweg der Innenstadtstärkung sein kann. Der Essener Planungsdezernent Jürgen Best bestätigte dies: "Für neue Einzelhandelsprojekte beispielsweise ist außerhalb der Innenstädte in der Regel kein Baurecht mehr zu schaffen. Man muss also immer dahin gehen, wo Flächen schon einmal genutzt wurden." Achtzig Prozent der Essener Flächen seien daher heute bereits „recycelt”.


Wolfsburg, 27. September 2002

 

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