Der Preis der Stiftung

Die Stiftung prämiert Projekte die in besonderer Weise „Best-Practice-Charakter” haben und sich zur Nachahmung empfehlen. Dazu ruft die Stiftung im Wettbewerb Städte, Gemeinden, Institutionen, Universitäten, Vereine und Private auf, sich zu bewerben. Der Preis ist mit 15.000,- Euro dotiert und wird feierlich an repräsentativen Orten verliehen.

Stiftungspreis 2015

Das vorbildlichste öffentliche Bauprojekt Deutschlands

Stiftung „Lebendige Stadt“ zeichnet aus:

Drachenfels-Plateau in Königswinter ist „vorbildlichstes öffentliches Bauprojekt“ Deutschlands

  • Anerkennungen für Celle, Dinslaken, Kirchhain/Hessen, Neunkirchen/Saarland, Posen und Reutlingen
  • Bundesminister Alexander Dobrindt Schirmherr
  • 129 Bewerbungen
  • 15.000 Euro Preisgeld


Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat die Stadt Königswinter für das „vorbildlichste öffentliche Bauprojekt“ ausgezeichnet. Mit der Neugestaltung des Drachenfelsplateaus gewinnt Königswinter den diesjährigen Stiftungspreis und erhält ein Preisgeld von 15.000 Euro. Anerkennungen erhielten zudem die Städte Celle (Neubau Feuerwehr-Hauptwache), Dinslaken (Bergpark im Kreativ.Quartier Lohberg), Kirchhain/Hessen („Haus Bürger“), Neunkirchen/Saarland (Neue Gebläsehalle), Posen (Porta Posnania) und Reutlingen (Stadthalle Reutlingen). 129 Bewerbungen aus dem In- und Ausland wurden eingereicht.

 

Mit einem europaweiten Wettbewerb hatte die Stiftung öffentliche Bauprojekte gesucht, die vorbildlich realisiert worden sind. Dabei standen die budget- und termingerechte Realisierung sowie ein transparenter Planungs- und Entwicklungsprozess mit umfänglicher Bürgerbeteiligung im Vordergrund.

 

„Oft werden Städte und Kommunen für Bauprojekte kritisiert, weil sie teurer und später realisiert werden, als geplant. Unser Wettbewerb hat gezeigt, dass es sehr viele öffentliche Bauprojekte gibt, die vorbildlich und deren Planungsprozesse nachahmenswert sind. Dabei hat uns auch überzeugt, wie transparent der Planungsprozess gestaltet ist und wie umfassend die Bürger dabei einbezogen werden. Es ist an der Zeit, dass neben dem Steuerschwarzbuch ein Weißbuch mit Positivbeispielen veröffentlicht wird, von denen andere Kommunen lernen können“, so Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Lebendige Stadt“.

 

Bundesminister Alexander Dobrindt: „Planen und Bauen ist eine deutsche Kernkompetenz und weltweit hoch angesehen. „Made in Germany“ steht für Effizienz, Schnelligkeit und höchste Qualität. Das zeigt auch der Stiftungspreis 2015. Die Jury hat in den vergangenen Wochen zahlreiche beispielhafte öffentliche Bauprojekte in Augenschein genommen, die in ihren Kommunen das Stadtbild bereichern und die Lebensqualität weiter steigern. Die Auszeichnung schafft Aufmerksamkeit für die Spitzenleistungen, die hier gemeinsam von Auftraggebern und -nehmern erbracht werden. Ich bin überzeugt: Die Best-Practice-Projekte des Stiftungspreises weisen den Weg, wie Deutschland auch in Zukunft seine Innovationsführerschaft beim Planen und Bauen behauptet.“

 

Die Preisverleihung fand am Mittwochabend (16.09.2015) vor rund 300 Gästen auf dem EUREF-Campus in Berlin statt. Zu den Laudatoren zählten:

Norbert Barthle, (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur), Dr. Jürgen Gehb, (Vorstandssprecher Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), Andreas Geisel, (Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin) Dr. Herlind Gundelach, (Bundestagsabgeordnete), Helma Orosz (Oberbürgermeisterin Dresden a.D.), Dr. Marc Weinstock (Geschäftsführungssprecher DSK) sowie Oliver Wittke (Bundestagsabgeordneter).

 

Sieger des Stiftungspreises 2015: Königswinter

(Preisgeld: 15.000 Euro)

Mitten im Siebengebirge bietet das neugestaltete Drachenfelsplateau seinen Besuchern einen hervorragenden Ausblick über die Rheinlandschaft und ist wohl eines der bekanntesten touristischen Highlights in der Region Köln/Bonn.

 

Die seit über 100 Jahren angebotene Ausflugsgastronomie wurde dem Drachenfelsplateau sowohl architektonisch als auch wirtschaftlich nicht mehr gerecht. In der zweijährigen Planungsphase wurde in mehreren Workshops unter Bürgerbeteiligung ein Konzept für das Drachenfelsplateau erarbeitet. Da-nach wurde das Plateau so gestaltet, dass es sich in die Umgebung sowie den Gebäudebestand einfügt und zu einem ansprechenden Gesamtbild wurde.

 

Mit dem Abriss des überdimensionierten Restaurantbaus wurden die bisher getrennten Terrassen wieder zusammengeführt. Ein Teil der Fläche wurde mit Sitzstufen ausgestattet, die zum Verweilen einladen. Zudem wurde auf Barrierefreiheit geachtet. Das neu errichtete kubische Gebäude wurde mit großen Glasflächen versehen, die einen hervorragenden Blick auf die Umgebung bieten.

 

In knapp drei Jahren Bauzeit wurde die neue Aussichtsplattform mit der Außengastronomie fertiggestellt. Mit Baubeginn konnten sich die Bürger über Baustellenbesichtigungen und Webcams über den Fortschritt informieren. Mit 9,46 Millionen Euro ist das Projekt unter Einhaltung des Kostenrahmens realisiert worden.

 

Anerkennung: Celle

Die Stadt Celle hat eine der größten Freiwilligen Feuerwehren Deutschlands. Um den heutigen Anforderungen und Sicherheitsbestimmungen zu entsprechen, musste die Stadt Celle eine neue Feuerwehrhauptwache bauen. Die aus dem Jahr 1929 stammende alte Wache konnte nicht modernisiert werden und auch die erforderliche Erweiterung war nicht möglich.

In der dreijährigen Planungs- und einjährigen Bauphase wurde das Projekt von Stadtvertretern und Fachkräften der Feuerwehr begleitet. Mit einem Transparenzbericht wurde das Public-Private-Partnership-Projekt der Öffentlichkeit im Internet vorgestellt. Die Stadt Celle hat dabei eine Vorreiterrolle eingenommen, indem die Verträge öffentlich einsehbar ins Netz gestellt wurden.

Auf innovative Technologien wurde beim Bau großer Wert gelegt. Ein begrüntes Dach dient der Regenwasserregulierung, die Be- und Entlüftung des Gebäudes erfolgt überwiegend natürlich und man setzt auf Wärmerückgewinnung. Über Erdwärme wird das Gebäude beheizt und eine Solar-Anlage dient der Warmwasseraufbereitung.

Die geplanten Baukosten wurden um 12,3 Millionen Euro unterschritten. Somit konnte die Stadt Celle nicht nur durch die offene Kommunikation und die vorbildliche Transparenz eine hohe Akzeptanz erreichen, sondern das Projekt auch früher und kostengünstiger als geplant realisieren.

 

Anerkennung: Dinslaken

Die Region zwischen Ruhr und Niederrhein ist durch den Rückbau der Montanindustrie zu einer Region des Wandels geworden, die sich durch Flexibilität, Pioniergeist und Einfallsreichtum auszeichnet.

Mit der Stilllegung der Zeche Lohberg im niederrheinischen Dinslaken lag ein 45 ha großes Areal brach. Das Areal wird von der Stadt Dinslaken und der RAG Montan Immobilien GmbH gemeinsam in einer Projektgemeinschaft reaktiviert. Es entsteht ein CO2-neutrales lebendiges Stadtquartier aus Arbeiten, Wohnen und Erholen, das von denkmalgeschützten Gebäuden und von einem Natur- und Landschaftsraum umgeben ist. In dem fortlaufenden Prozess soll sich das Areal zu einem innovativen, gesamtstädtisch und regional bedeutsamen Kultur-, Freizeit- und Erholungsraum entwickeln.

Die gesamte Entwicklung steht unter dem Namen „Kreativ.Quartier Lohberg“. Bereits kurz nach der Schließung der Zeche siedelten sich kleine Kreativunternehmen in den denkmalgeschützten Gebäuden an. Nördlich schließt sich der seit Oktober 2014 für die Öffentlichkeit freigegebene Bergpark an. Dieser ist zu einen wertvollen Naherholungsgebiet für ganz Dinslaken geworden.

Die Baukosten lagen bei ca. 7,9 Millionen Euro und damit unter den Planungen. Über den Planungsprozess wurden die Bürger in öffentlichen Veranstaltungen informiert. Im Rahmen von zwei partizipativen Kunstprojekten konnten sich die Bürger tatkräftig in die Gestaltung einbringen. Durch verschiedene Veranstaltungen, Baustellenführungen und eine intensive Pressearbeit wurde das Projekt transparent für alle Beteiligten.

 

Anerkennung: Kirchhain

Das Bürgerhaus in Kirchhain wurde im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Verfahrens zwischen der Stadt Kirchhain und der Gade Schlüsselfertigbau GmbH realisiert.

Das sanierungsbedürfte und schadstoffbelastete alte Bürgerhaus stand vor der Schließung. Eine Sanierung des Komplexes schien aus Kostengründen unmöglich. Es kam nur eine Reduzierung der großen Gebäudefläche in Betracht, um die Kosten zu senken und das innerstädtische Areal besser zu nutzen. Die Gade Schlüsselfertigbau GmbH kaufte einen Teil des Gebäudes und gemeinsam mit der Stadt wurde das Gesamtobjekt saniert.

Der in städtischer Hand verbliebene Teil des Bürgerhauses wurde aus dem Verkaufserlös, Fördermitteln und einem geringen Betrag aus der Stadtkasse energetisch saniert. Die nun vorhandene bedarfsgerechte Fläche verursacht nur noch rund 30% der ursprünglichen Betriebskosten.

Auf der verkauften Fläche wurde barrierefreier Wohnraum geschaffen. Informationsveranstaltungen und ein Tag der offenen Tür boten Gelegenheit, das Projekt während der Bauphase mit zu verfolgen. Mit einer sehr guten Energieeffizienz, einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie geringe Heizkosten durch ein Blockheizkraftwerk ist das „Haus Bürger“ ein innovatives und nachhaltiges Projekt. Die neue Nutzung des Areals trägt zur Belebung der Innenstadt bei.

Innerhalb von zwei Jahren wurde das Projekt geplant und gebaut. Die veranschlagten Kosten in Höhe von 6,3 Millionen Euro wurden eingehalten.

 

Anerkennung: Neunkirchen

Die ehemalige Hüttenstadt Neunkirchen hat unter Einbeziehung ihrer industriell geprägten Vergangenheit eine neue Veranstaltungshalle für kulturelle Großevents geschaffen.

Das ehemalige 40 ha große „Alte Hüttenareal“ mit seiner Ansammlung von Industriedenkmälern liegt zentral in Neunkirchen und wird von Jung und Alt aus der Region als Naherholungsgebiet genutzt. Wo einst das alte Eisenwerk stand, ist die unter Denkmalschutz stehende Gasgebläsehalle zu einer Theater- und Veranstaltungshalle umgewandelt worden. Trotz schwierigen Rahmenbedingungen, wie Einhaltung des Denkmalschutzes und Umgang mit industriellen Altlasten, wurde die neue Veranstaltungshalle pünktlich zum Fertigstellungstermin eröffnet. Von der Projektentscheidung bis zur Inbetriebnahme vergingen nur 23 Monaten. Grund für den straffen Zeitrahmen war die enge Terminierung der Fördermittelbereitstellung der Saarländischen Landesregierung für die energetische Sanierung der Gasgebläsehalle.

In Workshops konnten potenzielle Nutzer ihre Wünsche und Bedürfnisse einbringen. Durch die kontinuierliche Berichterstattung in der Presse wurden die Bürger über den Baufortschritt stetig informiert.

Die neue Veranstaltungshalle ist nicht nur als technisches Denkmal bemerkenswert, sondern bei der baulichen Erweiterung und Neugestaltung wurde der industrielle Charakter gewahrt. Entstanden ist eine Halle mit 1.000 Sitzplätzen bzw. 2.000 Stehplätzen. Die Umsetzung des Projektes hat 6,58 Millionen Euro gekostet. Die neue Veranstaltungshalle ist die bestausgelastete Halle im Saarland. Sie schließt eine Lücke in der kulturellen Landschaft und leistet einen Beitrag zum sozialen Wandel in Neunkirchen.

 

Anerkennung: Posen

Bekannt ist die Stadt Posen vor allem für ihre Kathedrale, die auf der Dominsel liegt. Die Dominsel war zehn Jahrhunderte durch eine Brücke mit dem Stadtteil Srodka auf dem Festland verbunden. Die Dominsel und das Festland haben über die Jahrhunderte voneinander partizipiert und sich durch den Austausch wirtschaftlich stark entwickelt. Aufgrund des Ausbaus von Schnellstraßen wurde die Brücke rückgebaut. Die Separation brachte nicht nur ökonomische Einbußen mit sich, sondern veränderte auch das Stadtbild. Der einst so florierende Stadtteil Posens entwickelte sich zum Ort der Isolation.

2014 wurde daher die Porta Posnania als erstes multimediale Interpretations-center Polens gegründet. Mit Hilfe verschiedener multimedialer und interaktiver Präsentationen wird die Geschichte der Dominsel spielerisch erzählt. Jede Tour beginnt in der multimedialen Erkundung innerhalb der Porta Posnania und endet mit einer eigenständigen Besichtigung der Dominsel.

Die Projektidee entstand 2007. Die Umsetzung wurde nur knapp ein Jahr spä-ter vom City Council of Poznan beschlossen und bereits drei Jahre später konnte mit dem Bau begonnen werden.

Das touristische Interesse an der Stadt stieg mit dem Bau der Porta Posnania und die bis dahin eher schlechte wirtschaftliche Lage des Stadtteils Srodka erholte sich langsam wieder. Die Touristenbranche wurde schrittweise durch die Eröffnung von neuen Restaurants, Geschäften, Hotels sowie Service-Points ausgebaut. Es entstanden rd. 100 neue Arbeitsplätze in Srodka. Die Bauzeit des Projektes nahm 3,5 Jahre in Anspruch und die Gesamtkosten beliefen sich auf eine Summe von rd. 23,4 Euro.

 

Anerkennung: Reutlingen

„Eine Halle für alle Bürger Reutlingens und der Region!“ Mit diesem Ziel wurden die Planungen für eine neue Stadthalle wieder aufgenommen. Nach jahrzehntelanger Diskussion brachte ein positives Bürgervotum im Jahr 2006 die Stadt ihrem Vorhaben näher, eine neue moderne und multifunktionale Halle zu bauen.

Eine alte Industriebrache am Rande der Reutlinger Altstadt wurde als Standort ausgewählt, der hervorragend die Reutlinger Altstadt mit den umliegenden Stadtteilen verbindet.

Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb wurde mit dem Ziel ausgelobt, die beste Lösung für die alte Industriebrache zu finden. Das Ergebnis war eine neue Stadthalle umgeben von einem Bürgerpark als grüne und kulturelle Mitte der Stadt. Das Gebäude besteht aus einem unteren und oberen Kubus. Der untere Kubus ist der Höhe der Baumwipfel und der Bauhöhe der Häuser angepasst. Der obere und kleinere Kubus ist mit einer umlaufenden Außenterrasse versehen und krönt den Sockelbau. Die Krone der Stadthalle ragt sichtbar aus dem Grün heraus.

Während der sechsjährigen Planungs- und Bauphase wurden die Bürger durch umfassende Informationsveranstaltungen und Baustellenführungen informiert.

Hervorzuheben ist, dass die Finanzierung der neuen Stadthalle ohne Aufnahme eines Kredites möglich war und die geplanten Baukosten in Höhe von rd 46,6 Mio. Euro eingehalten wurden. Der Standort ist nicht nur neues Herzstück der Stadt, sondern sorgt auch für eine Belebung des renaturierten Echaz-Ufers.

 

Die Preisjury

Dipl.-Ing. BDA Kaspar Kraemer, Kaspar Kraemer Architekten BDA

Dr. Michael Bigdon, Leiter Dezernat für Wirtschaft, Bauen und Umwelt, Bezirk Hamburg-Nord

Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin Bundesarchitektenkammer – BAK

Jürgen Gebh, Vorstandsvorsitzender Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Alexander Handschuh, Referatsleiter Finanzen, Steuern und Abgaben Deutscher Städte- und Gemeindebund sowie PPP-Projektleiter Innovators Club

Eberhard Kanski, Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen

Dr. Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin Bad Kreuznach

Dr. Jochen Keysberg, Vorstand Bilfinger SE, Divisionen: Building - Facility Services - Real Estate - Water Technologies

Bernward Kulle, Vorstand ÖPP Deutschland AG

Dr. Brigitte Mandt, Präsidentin Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen

Timo Munzinger, Deutscher Städtetag

Jens Markus Offermann, Hessisches Ministerium der Finanzen, Leiter PPP-Kompetenzzentrum

Marcel Philipp, Oberbürgermeister Aachen

Antonino Vultaggio, HPP Architekten

Dr. Marc Weinstock, Geschäftsführer Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft