Know-How Austausch

Einmal im Jahr veranstaltet die Stiftung eine Fachtagung zu aktuellen Problemen der Städte. Zukunftsthemen, Lösungsansätze und „Best-Practice-Beispiele“ werden diskutiert und einem breiten Fachpublikum von kommunalen Entscheidungsträgern zugänglich gemacht.

Digitaler Runder Tisch 2020 - 2 Digitaler Runder Tisch 2020 - 2

Leben in der neuen Normalität

Sport, Kultur, Freizeit – das urbane Leben ist in Zeiten von Corona massiv eingeschränkt. Wie kann es trotzdem gelingen, unsere Städte attraktiv und lebendig zu halten? Wie können Kommunen schnell und unbürokratisch auf Corona reagieren?

Sport, Kultur, Freizeit – das urbane Leben ist in Zeiten von Corona massiv eingeschränkt. Wie kann es trotzdem gelingen, unsere Städte attraktiv und lebendig zu halten? Wie können Kommunen schnell und unbürokratisch auf Corona reagieren? Darüber diskutierten beim dritten virtuellen Runden Tisch der Stiftung „Lebendige Stadt“ Minister, Oberbürgermeister, Wissenschaftler, Unternehmer sowie Repräsentanten aus Sport und Kultur.

 

Minister Herrmann: Testung deutlich ausweiten

Angesichts der wieder steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen müssten die Testungen deutlich ausgeweitet werden, forderte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am virtuellen Runden Tisch der Stiftung „Lebendige Stadt“. Wichtig sei es, Infizierte schnell zu erkennen und die Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen. „Es muss dort gehandelt werden, wo ganz konkret vor Ort ein Problem ist“, sagte Herrmann. Dafür stünden in Bayern lokale Testzentren in allen Städten und Landkreisen bereit. Die Erkenntnisse würden zusammengeführt und an das Robert-Koch-Institut weitergeleitet. „Ziel muss es sein, einen neuen flächendeckenden Lockdown zu verhindern“, so der Minister.

 

Im öffentlichen Raum temporär experimentieren

Die Stiftung „Lebendige Stadt“ möchte Städte und Kommunen dazu ermuntern, in der Corona-Pandemie öffentliche Räume vorübergehend bereitzustellen – für temporäre Projekte von besonders betroffenen Branchen wie zum Beispiel Kunst, Kultur und Sport. Eine entsprechende Resolution ist in Arbeit. Der Blick richte sich auf den öffentlichen Raum, weil er in der derzeitigen Situation der sicherste sei, erklärte Hamburgs ehemaliger Oberbaudirektor Professor Jörn Walter. Es gehe darum, Aktivitäten in der Stadt, auf Grünflächen und in Parks zu fördern, etwa durch vereinfachte Genehmigungsverfahren. Alle Projekte sollten kein Dauerzustand sein, sondern lediglich temporär. „Es ist ein Appell, mutig zu experimentieren“, so Walter.

 

Städtetagspräsident: „Der richtige Weg“

Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig und Präsident des Deutschen Städtetags, lobte den Vorstoß der Stiftung „Lebendige Stadt“. Angesichts der sich in der Corona-Krise verändernden Innenstädte sei es jetzt besonders wichtig, flexibel zu sein. „Das ist der richtige Weg“, sagte Jung und kündigte an, die Resolution der Stiftung dem Präsidium des Deutschen Städtetags vorzustellen.

 

Begeistert von der Resolution zeigte sich auch Schleswig-Holsteins ehemaliger Ministerpräsident Dr. h.c. Peter Harry Carstensen. „Mir macht es Sorgen, dass wir in den Innenstädten ehebliche Folgeschäden bekommen.“ Es sei sehr zu begrüßen, Schaustellern, die voriges Jahr zu Weihnachten ihr letztes Geld verdient hätten, oder notleidenden Cafés öffentliche Räume zur Verfügung zu stellen.

 

Reutlingens ehemalige Oberbürgermeisterin Barbara Bosch erinnerte daran, dass öffentliche Räume für Theater-, Konzert- und Opernveranstaltungen nur bedingt bespielbar seien. Kulturinstitutionen in Gebäuden müssten daher ebenfalls viel stärker in den Blick genommen werden.

 

Eine Konsistenz der Corona-Maßnahmen mahnte in diesem Zusammenhang der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Dr. Michael Vesper, an. So dürften Theater nur zu 20 bis 30 Prozent gefüllt sein. Auf der Fahrt dorthin mit dem ÖPNV gebe es dagegen keine Kapazitätsbeschränkungen. Ebenso seien in manchen Freizeitparks bis zu 15.000 Besucher erlaubt, während bei Sportveranstaltungen strenge Beschränkungen bestünden.

 

Cocooning in Corona-Zeiten

„Wir werden dieses Virus vielleicht nicht mehr los“, sagte Bärbel Schomberg, CEO Schomberg & Co. Real Estate Consulting. Jeder müsse sein eigenes Risiko selbst bewerten. „Eigenverantwortung ist das A und O“, sagte Schomberg. Ein zunehmender Trend in dieser Zeit sei das Cocooning – zu Hause bleiben, statt auszugehen.

 

Den Aufruf an die Eigenverantwortung unterstrich auch der Ratsvorsitzende der Stiftung „Lebendige Stadt“ und ehemalige Wirtschaftsminister des Saarlands Dr. Hanspeter Georgi, der die Diskussion am virtuellen Runden Tisch leitete. Um das städtische Leben in der neuen Normalität aufrechtzuerhalten, müssten kreative, mutige und innovative Lösungen gefunden werden, fasste Georgi das Ergebnis der Gesprächsrunde zusammen. Und mit Blick auf die wieder steigenden Infektionszahlen und eine mögliche zweite Welle sagte Georgi: „Das Leben mit Corona kann leicht zur Dauerwelle werden.“