Projektförderung

Nach Auswertung ihrer bisherigen Aktivitäten konzentriert sich die Stiftung zugunsten einer besseren Fokussierung der Förderfelder und der Förderaktivitäten auf Maßnahmen und Aktivitäten in öffentlichen städtischen Räumen, die den einzelnen Leitthemen der Stiftung – Licht, Grün, gebauter Raum und inklusive Quartiersentwicklung – oder gleichzeitig mehreren dieser Themen zugeordnet werden können.

 

Antrag auf Projektförderung

Heute schon an morgen denken

Die Stadt Freiburg hat in ihren Stadtteilen Rieselfeld und Landwasser gemeinsam mit engagierten Bewohnerinnen und Bewohnern zwei Projekte initiiert, die sich inhaltlich unterscheiden, aber doch die gleichen Ziele haben: Mit den Menschen vor Ort den demografischen Wandel gestalten.

In Freiburg demografischen Wandel gestalten – Städte stehen vor großen demografischen Veränderungen. Infrastruktur, Versorgungsleistungen und Freizeitangebote müssen einer älter werdenden Bevölkerung angepasst werden. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ unterstützt dabei.

Von Rieselfeld lernen

In diesem Jahr wird der Freiburger Stadtteil Rieselfeld volljährig. Viele engagierte Bewohnerinnen und Bewohner haben sich von Beginn an in die Planung und Entwicklung ihres Stadtteils eingebracht und machen sich schon heute Gedanken, wie ihr Lebensumfeld auch in vielen Jahren noch lebendig ist. Schließlich macht der demografische Wandel auch vor Rieselfeld nicht Halt. Die Quartiersinitiative „Älter werden in Rieselfeld (ÄwiR)“ setzt sich dafür ein, dass ältere Menschen möglichst lange am gesellschaftlichen Leben teilhaben, die Infrastruktur seniorengerecht gestaltet wird, Strukturen für die häusliche Versorgung geschaffen werden sowie das generationenübergreifende Miteinander funktioniert. Vor diesem Hintergrund wurden zwei Projekte initiiert: Einmal schafft der Stadtteilverein KIOSK mit Unterstützung der Stiftung „Lebendige Stadt“ ein modernes, interaktives Stadtteilarchiv, das die gelungene Entwicklung und die vielschichtigen Erfahrungen beim Aufbau des Stadtteils dokumentiert. Dazu werden Zeitzeugen befragt, Erfahrungen und Wissen gesammelt sowie wichtige Dokumente und Medienberichte aufbereitet. Künftige Generationen sollen sich in dem Archiv über die Entstehung und Geschichte ihres Stadtteils informieren und andere Städte von der positiven Entwicklung Rieselfelds lernen können. Darüber hinaus fördert die Stiftung „Lebendige Stadt“ eine Befragung der ÄwiR-Engagierten. Die hier gewonnenen Erkenntnisse über die Motive und Beweggründe der Engagierten bieten eine Grundlage, mit der bürgerschaftliches Engagement noch stärker initiiert und gefördert werden kann.

 

Für den Freiburger Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon ist das Projekt in Rieselfeld beispielhaft: 
„Der Stadtteil hat sich von Beginn an durch einen besonderen bürgerschaftlichen Zusammenhalt ausgezeichnet. Darauf können wir jetzt aufbauen. Es ist eine schöne Erfahrung, wenn in einem jungen Stadtteil Bewusstsein und Verantwortung in der Bürgerschaft wachsen, sich schon heute für ein gelingendes Altern im Quartier zu engagieren“.

 


Landwasser revitalisieren

Auch im Freiburger Stadtteil Landwasser gibt es eine engagierte Bürgerschaft. Demographisch ist Landwasser das Spiegelbild von Rieselfeld mit einem hohen Anteil an älterer Bevölkerung. Der im Grünen gelegene Stadtteil feiert im nächsten Jahr sein 50-Jähriges Bestehen. Über die Jahre ist die Bevölkerung geschrumpft, der Alternsdurchschnitt hat deutlich zugenommen und der Migrantenanteil ist auf rd. 45 Prozent gestiegen. Um diese Entwicklung umzukehren, hat der Bürgerverein Landwasser mit Unterstützung der Stadt eine Vielzahl von Gesprächsrunden unter Beteiligung von Anwohnern initiiert und im letzten Jahr einen Leitlinienkatalog erarbeitet. Formuliert sind darin Ziele, wie man in den nächsten 15 Jahren in Landwasser leben möchte. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ unterstützt die Stadt dabei, diesen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern initiierten Prozess weiter voranzubringen und die gesteckten Ziele zu erreichen. Ihr Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dittmar Machule bringt dabei seine Erfahrungen aus dem Mediationsverfahren der 1990er Jahre im Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg ein, der von der Sozialstruktur mit Landwasser vergleichbar ist.

In einem ersten Schritt haben die vor Ort engagierten Akteure die Projektegruppe „Lebendiges Landwasser“ gegründet, um Stadtteilprojekte zu initiieren und ihre Arbeit abzustimmen. 11 Einzelprojekte (u.a. ein Stadtteilkino, Infoabende für Ehrenamtliche oder sportliche Stadtteilerkundungen) können in den nächsten Monaten mit Unterstützung der Stiftung „Lebendige Stadt“ umgesetzt werden. Zudem ist aus den Reihen der Bürgerinnen und Bürger ein Stadtteilkümmerer benannt, der anteilig von Stadt und Stiftung finanziert wird. Der Kümmerer knüpft Kontakte und Netzwerke, er unterstützt die Arbeit der Stadtteilakteure, ist ein Partner für die Einrichtungen und Hauptamtlichen im Stadtteil, entwickelt gemeinsam mit diesen bedarfsgerechte Angebote und überlegt mit den Menschen, was sich in Landwasser konkret verändern muss. Er ist das Bindeglied zwischen Stadtteil und Verwaltung. Anfang April 2014 konnte mit Unterstützung der Stiftung erstmalig ein Quartiersbüro eröffnet werden. Es liegt zentral im Nahversorgungszentrum und ist von den Menschen fußnah zu erreichen. Neben der finanziellen Unterstützung bringt die Stiftung das aus ihren Stiftungswettbewerben gewonnene Know-how ein (u.a. „seniorengerechte Stadt“, „barrierefreie Stadt“, “identitätsstiftende Stadt“). Das gute Wissen und die positiven Erfahrungen aus diesen Projekten können nach Landwasser übernommen werden.

 

„Diese Stiftungsimpulse werden von der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen und haben viele Bürger motiviert, sich für ihren Stadtteil zu engagieren“ (Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon)

 

Der Stadtteil Landwasser,

in dem heute rund 7.000 Menschen leben, wurde in den 60er-Jahren neu gebaut und ist eine typische Siedlung aus dieser Zeit, durchmischt mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, darunter zahlreiche Hochhäuser. Mit seinen vielen Grünflächen lädt er eigentlich zum Wohlfühlen ein, Landwasser sieht sich mit einer Veränderung der Sozialstruktur konfrontiert. Die Bevölkerung weist ein hohes Durchschnittsalter und einen Migrantenanteil von rd. 45 Prozent auf. Viele Bewohner identifizieren sich jedoch mit ihrem Stadtteil. Sie engagieren sich ehrenamtlich im Bürgerverein, im Haus der Begegnung oder in den Kirchengemeinden. Gemeinsam erarbeiteten sie im letzten Jahr einen Leitlinienkatalog für Landwasser mit dem Ziel, die Wohnsituation zu verbessern und den sozialen Zusammenhalt in und die Identifikation mit Freiburg-Landwasser zu stärken.

 

Rieselfeld,

zwischen 1994 und 2012 entstanden, ist heute ein lebendiger Stadtteil, in dem mehr als 10.000 Menschen leben. Die Attraktivität als Wohnadresse ist unter anderem durch den frühzeitigen Ausbau der Infrastruktur mit Anschluss an das Stadtbahnnetz, Gymnasium, Grundschule sowie Kindergärten, Kitas und das Stadtteilzentrum „Glashaus“ begründet. Der Anteil an Wohneigentum ist hoch. Er liegt bei 70 Prozent. Mit Blick auf die demografische Entwicklung hat die Stadt in den letzten Jahren verstärkt Grundstücke für Mietwohnungsbau vergeben. Auch wenn der Anteil junger Menschen sehr hoch ist, wurde bereits bei der Planung von Rieselfeld auf einen sozialen Mix mit alternsspezifischen Angeboten und auf Barrierefreiheit geachtet. Aber die Zahl älter werdender Menschen nimmt sichtbar zu. Frühzeitig machen sich interessierte Bewohner Gedanken über notwendige Infrastruktur und Angebote für das Älterwerden im Stadtteil Rieselfeld.