Stiftung „Lebendige Stadt”

Seit dem Jahr 2000 engagiert sich die Stiftung „Lebendige Stadt” unter ihrem Kuratoriumsvorsitzenden Alexander Otto erfolgreich für die Zukunft unserer Städte. Die urbane Vielfalt aus Arbeit, Kultur und Wohnen gilt es zu erhalten und mit zu gestalten. Themenschwerpunkte bilden die Bereiche Licht, Grün und Gestaltung öffentlicher Räume.

09.11.2011

Stiftung „Lebendige Stadt“ zeichnet aus: Hiddenhausen und Ingelheim sind „unverwechselbare Städte“

Stiftung „Lebendige Stadt“ zeichnet aus:
Hiddenhausen und Ingelheim sind „unverwechselbare Städte“
• Anerkennungen für Calau, Leipzig, Leutkirch und Posen
• 220 Bewerbungen
• Insgesamt 20.000 Euro Preisgeld


Dortmund/Hamburg, 09.11.2011 – Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat am Mitt-wochabend (9.11.2011) im Dortmunder Signal Iduna Park vor rund 550 Gästen ihren mit 20.000 Euro dotierten Stiftungspreis verliehen. Gewinner des diesjähri-gen Wettbewerbs zum Thema „Die unverwechselbare Stadt“ sind die Gemeinde Hiddenhausen (Nordrhein-Westfalen) und die Stadt Ingelheim am Rhein (Rheinland-Pfalz). Aufgrund ihrer überzeugenden Konzepte entschied sich die unabhängige Fachjury, zwei Sieger zu küren. Die ursprüngliche Preissumme von 15.000 Euro wurde auf 20.000 Euro aufgestockt, die sich die Gewinner teilen. Anerkennungen gingen nach Calau (Brandenburg), Leipzig, Leutkirch im Allgäu (Baden-Württemberg) und ins polnische Posen.
„Erfreulich ist die umfassende Bürgerbeteiligung in vielen Städten. Die Mitgestaltung fördert bei den Bürgern Identifikation und Heimatgefühl und verleiht ihrer Stadt damit Attraktivität und Lebendigkeit. Trotz leerer Kassen ist es den Bewerberstädten gelungen, Identität zu stiften und sogar eine Marke zu prägen“, so Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Lebendige Stadt“.
Mit einem europaweiten Wettbewerb hatte die Stiftung „Lebendige Stadt“ die „unverwechselbare Stadt“ gesucht. Preiswürdig waren Projekte und Konzepte, die Städte oder Gemeinden Identität verleihen, ein hohes Maß an Identifikation und Heimatgefühl stiften oder sie sogar zur Marke machen. 220 Städte und Gemeinden aus dem In- und Ausland hatten sich beworben. Die Deutsche Bahn AG ist Förderer des Stiftungspreises.


Sieger des Stiftungspreises 2011: Hiddenhausen (Nordrhein-Westfalen)
Die ostwestfälische Gemeinde Hiddenhausen setzt auf das Konzept „Jung kauft alt“: Sie vermittelt Beratungsleistungen und bezuschusst Altbaugutachten sowie den Erwerb von Altbauten. Auf diese Weise wurden bereits 133 Häuser saniert; die Umwandlung von Freiflächen in Siedlungsraum wird vermieden. Diese Zusammenarbeit von Verwaltung und Bürgern wahrt nicht nur das Gesicht der Gemeinde und stiftet Identität und Heimat. Sie wirkt auch dem Bevölkerungsrückgang entgegen, indem sich junge Menschen in Hiddenhausen ansiedeln. Die negative Wanderungsbilanz wurde umgekehrt: Inzwischen leben in den vermittelten Altbauten 139 Kinder – 20 Kinder wurden in den geförderten Haushalten geboren. 


Sieger des Stiftungspreises 2011: Ingelheim am Rhein (Rheinland-Pfalz)
Die Jury hat auch die „Rotweinstadt“ Ingelheim am Rhein als „unverwechselbare Stadt“ ausgezeichnet. Sie ist beispielgebend dafür, wie die Balance zwischen Denkmalpflege und Stadtsanierung gelingen kann. In Ingelheim wurde erst spät die mittelalterliche Kaiserpfalz von Karl dem Großen aus ihrem unbeachteten Dasein hervorgeholt. Bei der Stadtsanierung orientierte man sich an den histori-schen Gebäudeformen des Mittelalters; die einzigartige Bauform der Kaiserpfalz wurde betont und wieder sichtbar gemacht. Die Bürger partizipieren an den Pla-nungs- und Entscheidungsprozessen, die ihr Lebensumfeld beeinflussen. Heute stiftet die Kaiserpfalz nicht nur Heimatverbundenheit und schärft das Geschichtsbewusstsein bei den Bürgern. Sie ist zudem als lebendiges Museum und Forschungsstätte eine touristische Marke. Die Sanierungsmaßnahmen haben die Wohn- und Aufenthaltsqualität gesteigert und das Quartier aufgewertet.


Anerkennung: Calau (Brandenburg)
Als Kalauer bezeichnet man sogenannte Wortwitze. Die Stadt Calau in der Niederlausitz gilt als Geburtsstadt des Kalauers: Calauer Schuster kreierten Witze am Fließband, die Mitte des 19. Jahrhunderts als „Kalauer Witze“ publiziert wurden. Die Stadt hat das zu ihrem Markenzeichen gemacht: Zweimal im Jahr erhalten Falschparker „Kalauer statt Knöllchen“ und jedes in Calau geborene Baby erhält vom Bürgermeister ein Lätzchen mit der Aufschrift „Ich bin ein Calauer“. Ein Witze-Rundweg durch die Innenstadt verbindet bedeutende Orte. In Erinnerung an die Calauer Schuster wird der Rundweg von ca. 40 cm großen Schusterjungen in witzigen Posen gesäumt und auf dem Marktplatz soll ein lebensgroßer Schusterjunge aufgestellt werden. Mit dem Konzept wird auf geschickte Weise Altes mit Neuem verbunden und der Kalauer als Markenzeichen der Stadt weiterentwickelt. 


Anerkennung: Leipzig
Die Stadt Leipzig erinnert jedes Jahr mit einem Lichtfest an die Montagsdemonstrationen im Oktober 1989, die ein Meilenstein für die Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 waren. Anlässlich des Lichtfests werden seit 2007 mittels künstlerischer Licht-, Audio- und Videoinstallationen an historischen Orten der Leipziger Innenstadt die Themen Freiheit, Demokratie und Revolution aufgegriffen. Dabei sind die Teilnehmer handelnde Akteure und Symbol der Friedlichen Revolution. Schulen und Hochschulen bringen sich mit Workshops und eigenen Projekten genauso wie Bürger mit Privatinitiativen ein. Rund 40.000 Menschen nehmen inzwischen teil. Das Lichtfest hält das Geschichtsbewusstsein um die Ereignisse der Friedlichen Revolution wach und weckt insbesondere bei jungen Menschen das Interesse für die Ereignisse im Herbst 1989. 


Anerkennung: Leutkirch im Allgäu (Baden-Württemberg)
Das 1889 gebaute Empfangsgebäude des Leutkircher Bahnhofs war seit den 1970er Jahren ein Schandfleck. Über 80 Prozent der Gebäudefläche war ungenutzt. Die Stadt war nicht in der Lage, die Sanierung zu bezahlen. Ein Kreis engagierter „Bürger-Bahnhof-Botschafter“ gründete eine Bürgergenossenschaft, in der sich fast 500 Bürger und Unternehmen ehrenamtlich engagieren. Zusammen haben sie inzwischen ein Bürgerkapital von über 900.000 Euro eingebracht. Die Bürger sind durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen Miteigentümer ihres Bahnhofs geworden und stehen für das wirtschaftliche Risiko ein. Die Stadt hat eine umfangreiche finanzielle Unterstützung zugesagt. Das Bahnhofsgebäude ist in Erbpacht an die Bürgergenossenschaft übergegangen. Stück für Stück wird nun durch Bürgerengagement ein historisches Element Leutkirchs saniert. Zur Freude der Menschen vor Ort wird der Bürgerbahnhof im Frühjahr 2012 eröffnet.


Anerkennung: Posen
Eine weitere Anerkennung erhielt die polnische Stadt Posen. Sie hat in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, ihre Stadtteile zu revitalisieren und historische Gebäude zu sanieren. Die Bürgerinnen und Bürger sind durch Befragungen, Workshops und Dialogforen eng eingebunden, um Posen zur lebenswerten Heimat zu machen. Ein Symbol für diesen Revitalisierungsprozess ist die 2007 neu gebaute Cybinski-Brücke. Sie verbindet den Stadtteil Srodka mit der Innenstadt und rückt ihn damit näher ins Zentrum. Srodka gilt als vernachlässigter Stadtteil. Kulturelle Veranstaltungen rücken die Brücke seit ihrer Eröffnung ins Bewusstsein der Menschen und sorgen für Belebung. Seitdem verleiht die Brücke dem Stadtteil neue Identität. Die Kandidatur Posens für die „Kulturhauptstadt 2016“ soll diesen Identitätsbildungsprozess zusätzlich voranbringen.


Die Stiftungspreisjury:
Vorsitz:
Hermann Henkel, Beirat HPP Hentrich–Petschnigg & Partner


Mitglieder:
Ute Bertel, Direktorium der Stadt München und Förderung Bürgerschaftliches Engagement
Dr. Christof Eichert, Vorstand Quandt-Stiftung
Sandra Ertel, Projektmanagerin Marketing & Sales, Roland Berger Strategy Consultant
Hella Dunger-Löper, Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Berlin
Klaus-Peter Gäbelein, Erster Vorsitzender Heimatverein Herzogenaurach
Dr. Helmut Heymann, Präsident Verband Deutscher Bürgervereine
Prof. Dr. Harald Kächele, Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe
Dr. Uwe Koch, Referatsleiter, Denkmal- und Kulturgutschutz, Museen im Ministerium für Wis-senschaft, Forschung und Kultur, Brandenburg
Wolfgang Schnurr, Vorstandsvorsitzender DKB Immobilien AG
Hans-Josef Vogel, Bürgermeister der Stadt Arnsberg
Stefan Voß, Geschäftsführer Stadtmarketing Halle/Saale
Prof. Dipl.-Ing. Elke Pahl-Weber, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn und Beiratsmitglied Deutsches Institut für Urbanistik
Dr. Reinhard Wittenberg, Soziologe Uni Erlangen-Nürnberg
Peter Zimmer, Senior Projektleiter Bestellermarketing Bus, DB Regio AG  


Die Stiftung „Lebendige Stadt“
Die Stiftung „Lebendigen Stadt“ hat ihren Stiftungspreis in diesem Jahr zum elften Mal verliehen. In den letzten Jahren gingen Preise nach Amsterdam für das beste Parkraumkonzept (2007: Parkgarage P23), nach Nienburg an der Weser (2008: Europas schönster Wochenmarkt), Griesheim (2009: Kinderfreundliche Mobilität) und Arnsberg (2010: Seniorenfreundlichste Stadt).


In der gemeinnützigen Stiftung „Lebendige Stadt“ arbeiten seit dem Jahr 2000 Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medien zusammen, um gemeinsam die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit der europäischen Städte zu fördern. Die Stiftung hat seitdem ein Fördervolumen von rd. 25 Millionen Euro bewegt – beispielsweise für die künstlerische Illumination des Berliner Reichstagsgebäudes, die Grüngestaltung des Essener Krupp-Parks und die Verschönerung des Hamburger Jungfernstiegs.

 

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