Stiftung „Lebendige Stadt”

Seit dem Jahr 2000 engagiert sich die Stiftung „Lebendige Stadt” unter ihrem Kuratoriumsvorsitzenden Alexander Otto erfolgreich für die Zukunft unserer Städte. Die urbane Vielfalt aus Arbeit, Kultur und Wohnen gilt es zu erhalten und mit zu gestalten. Themenschwerpunkte bilden die Bereiche Licht, Grün und Gestaltung öffentlicher Räume.

02.04.2024

Innovativer Stickoxid-Filter für saubere Luft in der Kölner Innenstadt geht in Betrieb

 


Köln, Hamburg, Bielefeld, 02.04.2024 - Die Stadt Köln, die Stiftung „Lebendige Stadt“ und das Unternehmen Schüco haben heute ein gemeinsames Pilotprojekt zur Reinigung stickoxidbelasteter Luft in der Kölner Innenstadt gestartet. Dafür wurde am Gebäude der Volkshochschule in der Cäcilienstraße 35 eine stickoxidbindende Textilfassade installiert. Die Fassade filtert mittels aufgebrachter Wirkstoffe gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffe und wandelt diese in unschädliche Nitrate um. Dieses innovative Projekt soll wegweisenden Charakter auch für andere Städte haben.


Die Textilfassade ist aus wiederverwerteten Materialien hergestellt: Für ihre Produktion wurden über 4.400 recycelte PET-Flaschen und für die Unterkonstruktion Aluminium mit einem Recyclinganteil von 75 Prozent verwendet. Auf den Einsatz von Klebestoffen wurde verzichtet. Damit kann die Textilfassade später dem Recyclingprozess zugeführt werden.


Die Fassade ist an der Nordfassade der Volkshochschule am Neumarkt angebracht und soll ein Jahr lang valide Messergebnisse liefern. Dieser photokatalytische Luftfilter besteht aus zwei bedruckten Membranflächen der Größe von jeweils 8 x 20 Metern und ist mit einer digitalen Messtechnik ausgestattet. Die Membranen werden aus recycelten Materialien hergestellt und filtern Stickoxide der Umgebungsluft an der viel befahrenen, vierspurigen Cäcilienstraße. Durch eine Messtechnik wird die Luftqualität vor und hinter der Membran gemessen, um die luftreinigende Filterleistung auszuwerten und zu dokumentieren.


Für dieses innovative Umweltprojekt hat die Stadt Köln eine Kooperation mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und dem Unternehmen Schüco geschlossen. Schüco finanziert die Herstellung und Montage der Membran mit rund 250.000 Euro und hat dafür die münsterländische Fassadenfirma Hillebrandt beauftragt. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ finanziert mit rund 100.000 Euro die fortlaufende Messung und Auswertung der Ergebnisse und hat damit das renommierte Forschungszentrum Jülich be-auftragt. Die Stadt Köln stellt die Fassadenfläche bereit und erstattet die anfallenden Gebühren in Höhe von rund 20.000 Euro.


 


Funktionsweise der Textilfassade:


Schädliche Stickoxidbestandteile der Luft werden durch die katalytische Beschichtung der textilen Bespannung in unschädliche Verbindungen umgewandelt. Die dabei entstehenden Umwandlungssubstanzen dienen, angereichert mit Regenwasser, als Mineralstoffe für nährstoffarme Böden oder für die Gebäudebegrünung. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen den positiven Effekt. Die textile Membran hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie auch vor Fenstern angebracht werden kann. So schützt sie das Gebäude vor Überhitzung. Dadurch kann der Energieaufwand für die Kühlung der Innenräume erheblich reduziert und CO2-Emissionen gesenkt werden. Gleichzeitig ermöglichen die mikroperforierten Membranen eine nahezu ungehinderte Sicht von innen nach außen. Der Effekt ist in etwa vergleichbar mit einer Werbebedruckung von Bussen.


 


Zitate:


Henriette Reker, Oberbürgermeisterin Stadt Köln:
„Der Gesundheitsschutz der Kölner*innen hat für uns höchste Priorität. Daher suchen wir nach im-mer neuen Möglichkeiten, die Luftqualität in unserer Stadt zu verbessern. In Zusammenarbeit mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und dem Unternehmen Schüco starten wir ein Pilotprojekt, das hoffentlich einen Beitrag dazu leisten wird. Als erste deutsche Stadt testen wir die Wirksamkeit eines solch großen Luftfilters an einem Hauptverkehrsknotenpunkt. Ich hoffe auf überzeugende Ergebnisse der Messungen. Denn die Qualität der Luft hat einen großen Einfluss auf die Lebensqualität in unserer Stadt.“


Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender Stiftung „Lebendige Stadt“:
„Die Luftverschmutzung in Europa ist die größte Umweltbedrohung für unsere Gesundheit. Gerade die Städte müssen handeln. Deshalb möchte meine Stiftung eine innovative und einfach nachzuahmende Blaupause liefern, wie verschmutzte Luft durch einen großen photokatalytischen Fassadenfilter von Stickoxiden gereinigt werden kann. Ich freue mich, dass die Stadt Köln an diesem Pilotprojekt teilnimmt und damit Vorreiter bei der Luftreinigung wird. Gemeinsam mit Schüco sind wir starke Partner.“


Andreas Engelhardt, Persönlich haftender Gesellschafter der Schüco International KG:
„Mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und Schüco verbinden sich zwei innovative Akteure für ein Vorzeigeprojekt zur Steigerung der Lebensqualität in Städten. Wir sehen uns als Unternehmen in der Pflicht, in diesen herausfordernden Zeiten mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn diese Pilotfassade in Köln die Luftverschmutzung signifikant senkt, kann das ein positives Signal für weitere deutsche Großstädte sein, hier ebenfalls aktiv zu werden.“


Dr. Jan Serode, Experte für nachhaltiges Bauen und wissenschaftlicher Projektleiter:
„Luftverschmutzung ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern trägt auch zum Klimawandel bei. Das Beispiel der luftreinigenden Fassade in Köln zeigt einmal mehr, wie viel Potenzial unsere gebaute Umwelt bietet, wenn wir diese vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen - wie dem Klimawandel und der Lebensqualität in Städten - neu denken und gemeinsam nach innovativen Lösungen suchen.“

 

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